»Du räumst dem Staate denn doch zu viel Gewalt ein. Er darf nicht fordern, was er nicht erzwingen kann. Was aber die Liebe gibt und der Geist, das lässt sich nicht erzwingen. Das lass' er unangetastet, oder man nehme sein Gesetz und schlag' es an den Pranger! Beim Himmel! der weiss nicht, was er sündigt, der den Staat zur Sittenschule machen will. Immerhin hat das den Staat zur Hölle gemacht, dass ihn der Mensch zu seinem Himmel machen wollte.« Hyperion
Wenige Jahre vor 1800. Drei Tübinger Studenten. Alle drei sollten Pfarrer werden, keiner wurde es. Aus Paris kamen Ideen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Man war dafür, man war dagegen. Ein Zeugnis aus dieser Zeit fand man 1912, zwei Seiten, ein vorausgehendes Blatt fehlt, ein Manuskript aus der Hand Hegels, andere meinten, es sei von Schelling verfaßt, auch Gedanken Hölderlins seien darin, meint man. Die Handschrift lag in Berlin, im Zweiten Weltkrieg wurde sie ausgelagert, danach war sie in Krakau. Dort konnte ich sie in Händen halten, dieses Blatt, das schon so viele beschäftigt hat.
Nach vielen Umwegen und Zweifeln meinte ich, diesen Text als Pressendruck herzustellen. Und ich sage es, wie ich es meine, es ist ein gutes Buch geworden. Satz und Graphik fügen sich zueinander, es erzählt von den Bemühungen um ein lebenswertes Leben, um eine ehrliche Gesellschaft, um ein gutes Miteinander. Vor zwei Jahren zeigte ich das Buch in Tübingen. Das Befreien des Menschen in Nordafrika war damals in aller Mund. Das gilt heute fast nicht mehr. Leider. HR
Aus dem Kolophon:
Vor vielen Jahren, vielleicht vor zwanzig, da entstand in mir die Idee, diesen Text, den Hegel niederschrieb, als Pressendruck zu realisieren. Pläne entstanden und vergingen wieder, in manchem Gespräch gab es ein Für und Wider, die einen unterstützten mein Bemühen, manche meinten, ich solle davon Abstand nehmen. Probeseiten entstanden und wurden wieder abgelegt. Doch in meinem Kopf blieb der Plan. Irgendwann fragte ich die Jagiellonische Bibliothek in Krakau (dort liegt der Text) nach einer Abbildung und erhielt ein Diapositiv, dafür sage ich Dank. Vor Jahresfrist entschloß ich mich, darüber durch ein Buch zu machen. Groß und wichtig soll es sein, alles Eitle beiseitelassend, ein Denkmal solle es sein für diese großartigen Gedanken, gedacht vor etwas mehr als zweihundert Jahren.
Die Welt solle besser werden. Das wollte der Schreiber dieser Zeilen. Seine Zeit war im Umbruch. Nicht nur die Revolution in Paris veränderte die Köpfe, das Denken seit Mirandela, seit Descartes oder Spinoza und später Kant bewirkte viel. Unser Schreiber wendet sich an seine Mitmenschen, verlangt der Mitmachen. Deshalb begleiten den Text viele Menschfiguren. Diese formte ich aus Linol, nicht nur als Druckformen, sie wurden gleichzeitig zu Skulpturen und ich druckte sie mit Acrylfarbe auf schwarz-gefärbtes Himalajapapier in vielen Grautönen und Druckgängen. … |