Stimmen zu ›Büchner: Lenz‹ und ›Goethe: Prometheus‹:
Jürgen Eissen (Autor u.a. des Werkes ›Buchkunst in Deutschland‹) schrieb über beide Editionen: Welch glänzender Illustrator! Wie hat er es verstanden, die Leiderfahrung einer ganzen Epoche, Büchners eigentliches Thema, in die zu zerreißen gespannte Gestik seiner Figurinen zu übersetzen! Watzl dringt durch die Oberfläche zum Kern der Gedankenwelt Büchners vor. Ebenso Günstiges lässt sich auch über seine Holzschnitte zum Prometheus sagen. Sie ›umstieben‹ die Textseiten wie Feuerfunken, ›sekundieren‹ mit ihren Bildchiffren gleichsam die prometheische Tat und harmonieren den kühnen Metaphern des jungen Goethe. Bücher dieser Qualität sind geeignet, Maßstäbe zu setzen.
Kristian Sotriffer (Kenner der Graphikszene, Autor u.a. des Buches ›Die Druckgraphik. Entwicklung, Technik, Eigenart‹) schrieb über den ›Lenz‹: Seine Holzschnitte behalten ihre eigene Melodie, ihre entstofflichten Bewegungen neigen zu jener Autonomie, die sie so trefflich dazu geeignet erscheinen lässt, ein Stück Prosa ganz selbstverständlich zu begleiten. Ihr expressiv-lyrischer Charakter erzeugt schließlich jene Kongruenz zum Text, die von der herkömmlichen ›Illustration‹ meist nicht erreicht wird.
Dr. Elmar Hertrich (Bayerische Staatsbibliothek) äußerte sich folgendermaßen: Sie sind mit der Edition zweier von Watzl illustrierter Bücher einen ungewöhnlichen und gewagten Weg gegangen. Watzls ungegenständliche, aber gegenstandsnahe Holzschnitte sind Büchners ›Lenz‹, dieser grandiosen Studie über ein gespaltenes, der Umwelt entfremdetes und der Selbstauslöschung zustrebendes Dichterbewußtsein, sicher näher als es die Nachzeichnung einzelner Figuren und Szenen je sein könnte. Watzl eröffnet dem betrachtenden Leser einen Assoziationsspielraum, statt ihn illustrativ einzuengen und festzulegen. Seine Arbeiten sind der Tuschzeichnung verwandter als der Holzschnitt-Illustration in der Nachfolge des deutschen Expressionismus. Aber ihr samtiges Schwarz auf der körnigen Oberfläche des Velin d’Arches ist von einer sinnlichen Präsenz, wie sie kein anderes Medium hervorbrächte. Gegenüber den spannungsgeladenen und abweisenden Strukturen im ›Lenz‹ lassen die lockeren und weicheren Formen der Holzschnitt-Illustrationen, die Goethes ›Prometheus‹ ganz durchziehen und jede Doppelseite zu einer Text-Bildeinheit zusammenschließen, eher biomorphe, um nicht zu sagen pflanzlich-organische Züge erkennen. Der große Grad, in dem die Janson-Antiqua eingesetzt ist, verstärkt das Ineinander von Typographie und Holzschnitt-Ornament und verwandelt Goethes Rollentext in ein Schau-Gedicht.
Vier Presse-Stimmen
Nicht die kantigen Linien des Expressionismus bestimmen das Bild seiner Holzschnitte, sondern Zacken und Krüppelungen, Zeichen voll innerer Bewegung, geborstene Kontinente, Faserränder verborgener Eruptionen. Ein Buch-Erlebnis, an dem die Sinne, nicht nur der Verstand teilhaben. (Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt)
Watzl verdichtet seine Holzschnitte immer mehr, gestaltet Schwarzweißpsychogramme, die spannungsvolle Auseinandersetzungen mit dem Dichtergedanken sind. Er illustriert nicht lediglich einen Text, sondern schafft eine Ebene der meditativen Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen. (Oberösterreichische Nachrichten)
Seine Holzschnitte erläutern nicht den Text; sie begleiten ihn. Sie beschreiben den Text nicht; sie spiegeln Impressionen des inneren Auges. Sie erwarten meditative Versenkung. Sie erheben den hohen künstlerischen Anspruch, in der Vielfalt und Subjektivität das Ästhetische als ein Fundament jeder Äußerung, das Meditative als Ansatz jedes Gedankens zu erkennen und als Umraum zum berühmten Text zu akzeptieren. (Nordwest-Zeitung, Oldenburg)
Den geistigen Gehalt eines Wortkunstwerkes versteht Watzl in ausdrucksstarke Chiffren umzusetzen, weitab von den Traditionen des oberflächlich ›Illustrativen‹. In eigenwilliger Ambivalenz von dinglicher Erscheinungsform und skripturalem Symbolzeichen verdichtet sich die spirituelle Botschaft des Schriftstellers zu sinnlich mit dem Auge Fassbarem. (Wiener Zeitung)
Und so reagierten Kunden auf die beiden Editionen mit Holzschnitten von Anton Watzl:
Ihr ›Lenz‹ hat mir wegen der gelungenen harmonischen Abstimmung aller Gestaltungselemente ganz besonders gut gefallen. Format und Satzspiegel des Buches, die phantasievollen, dynamischen Holzschnitte und die Typographie haben sich zu einer idealen Einheit vereinigt. Watzl hat als Holzschneider seine eigene ›Formenstruktur‹, die gleichermaßen überrascht wie überzeugt. Eine sehr gelungene Arbeit, auf die ich das Däublersche Wort anwenden möchte: ›Es hat der Geist sein Gleichnis in der Form erkoren.‹ (F.S. über ›Lenz‹)
Die Expressivität des Holzschnitts als Stilmittel passt zu den Texten und wird mit Kraft und männlicher, doch in den Raum hinaus tragender Dynamik zur Entwicklung weiterführender Bildgedanken eingesetzt. Eine neue Schule des Holzschnitts könnte sich hier entwickeln. (R.U.)
Der ›Lenz‹ ist ein ›Wurf‹! Alles stimmt: Text, Typographie, Umschlag und die Holzschnitte! Sie zeigen in ihrer lapidaren Klarheit seelische Regungen und Tiefen, ungemein subtil gearbeitet, trotz aller Abstraktion auch gegenständlich zu sehen. Die ›Zerrissenheit‹ des Lenz wird hier potenziert deutlich. (M.D.)
Ich kann nur sagen, dass die Kraft dieser Schnitte, Ursprünglichkeit und ›unrealer‹ Realismus im Verhältnis zu dem, was gesagt wird, mich ungemein bewegt. (A.S. über ›Lenz‹)
Ich empfinde diese Illustrationen außerordentlich direkt und kräftig. Sie bilden mit dem Text eine gewisse höhere Einheit und ziehen mich sehr an. (M.K. über ›Lenz‹)
Für die Edition des ›Lenz‹ wäre zu sagen, dass die Holzschnitte die innere Zerrissenheit des Lenz in hervorragender Weise widerspiegeln und so die Wirkung, die vom Text ausgeht, noch verstärken. Für das Gedicht ›Prometheus‹ sehe ich diese ideale Wechselwirkung nicht in gleicher Weise. Hier sind die Holzschnitte wieder Bestandteil sui generis und müssen für sich selbst sprechen. Dennoch bin ich sehr davon angetan, wie gerade in dieser Edition Schriftbild und Holzschnitt kompositorisch auf einander bezogen sind. (G.G.) |