Nachfolgend finden Sie ein Gesamtverzeichnis der in den Jahren 1979–1995 erschienenen 31 Pressendrucke (davon 2 ungezählte) der Methusalem-Presse.
Eine ausführliche Bibliographie der Editionen der Methusalem-Presse finden Sie sowohl im Buch »Die Methusalem-Presse von Wilhelm Neufeld« als auch in der Dissertation »Wilhelm Neufeld – vom Gebrauchsgraphiker zum Pressendrucker« von Alice Selinger, die hier geladen werden kann.
Wilhelm Neufeld: Die Methusalem-Presse Als ich meine Presse gründete, war ich siebzig Jahre alt; daher nannte ich sie Methusalem-Presse. Durch günstige Fügung hatte ich aus dem Nachlaß von Wilhelm Baur, bei dem ich erste Satz- und Druckversuche gemacht hatte, alles erwerben können, was zur Einrichtung und zum Betreiben einer kleinen Presse benötigt wird: eine einfache, stabile Nudel ehrwürdigen Alters, eine Korab der Firma G.E. Reinhardt in Leipzig, ebenso alte Holz- und Bleischriften, darunter die hölzerne Steinschrift und die fette Block, aus denen ich, bis auf wenige Ausnahmen, alles druckte; beide unübertreffliche Partner meiner Holzschnitte. Die Fette Block verdanke ich dem Umstand, daß während Jahrzehnten aus ihr die Fahrpläne des Traunsteiner Bahnhofs gedruckt wurden. Das sieht man ihr an, ihrer Brauchbarkeit für meine Zwecke hat es nicht geschadet. Als Eigentümer von schönen Schriften und allerlei Satz-Elementen nebst Werkzeug und Zubehör konnte ich nun drucken, was ich wollte und wie ich es wollte, nach meinem Sinn und Geschmack. Ich war ein sogenannter Pressendrucker geworden. Von Profession bin ich Maler, habe in München gelernt, wie Julius Heß malt und an den Kölner Werkschulen Jan Thorn-Prikkers kluge Pädagogik erfahren. An Typographie und Buchkunst auch in den folgenden Jahren kein Gedanke. Heimgekehrt aus acht Jahren Krieg und Gefan genschaft, habe ich unverzüglich mit Gebrauchsgraphik begonnen, Buchumschläge entworfen. Erster Auftrag von Ernst Heimeran, dann Müller & Kiepenheuers Weltliteratur. Unerfahren in der Arbeit mit Druckereien habe ich alle Schrift gezeichnet, von Fall zu Fall dem Gegenstand angepasst, indem ich historische und gegenwärtige Schriften zum Vorbild nahm; das war meine Lehre. 1951 kam Gotthard de Beaudair nach Traunstein mit dem Auftrag, den ersten Insel-Almanach nach sechsjähriger Unterbrechung zu gestalten; es kamen dann noch zwei weitere hinzu. Insel-Almanache hatte ich früh schon bewundert. Ich erinnere den von 1930, Preetorius, rot: Dergleichen einmal selbst machen können – dieser Sehnsuchtswunsch ohne Absicht und Vorsatz ist mir im Gedächtnis geblieben. Das also war der Anfang. Heute wundere ich mich, daß ich so spät zum Drucken kam. Vielleicht hätte es nur eines Anstoßes, eines Vorbildes bedurft, aber das hat eben gefehlt. Seit sich dann die Gelegenheit bot, mit Lettern umzugehen, hat mich ihr Zauber nicht mehr verlassen. Die Lust des Setzens und Druckens – bei mir geht es langsam zu, ich benutze nicht einmal den Winkelhaken – belohnt obendrein mit einer erweiterten Aufschließung des Worts; es kommt vor, daß es in Nischen und Schatten sehen lässt, die gewöhnliches Lesen nicht wahrnimmt. Die Schwarze Kunst hatte unter den Künsten, in denen ich mich aussprach, einen merkwürdig intimen Platz bezogen. Der Zufall hatte mir einige nicht alltägliche Schriften in die Hand gegeben und damit enge Grenzen gesetzt, in denen Charakteristisches entstehen mußte. Wären es andere, leichtere Schriften gewesen, dann würde anderes entstanden sein, freilich gleichen Geistes. Hier mache ich ein paar Verneigungen vor quasi posthumen Lehrmeistern: Rudolf Kochs getreues Werkverständnis (man bedenke nebenbei, was für eine Zeit: Koch in Offenbach, Max Beckmann in Frankfurt); Lucian Bernhards wohlhabend körperhafte Schriften; fernfernes Erinnern frühester Kinderbücher aus Mainz oder München; Otto Hupp – wer kennt heute noch Otto Hupp, seine Münchner Kalender, die Wappenmarken von Kaffee Hag; Eric Gill – aber nicht sie allein. Die handwerkliche Arbeit an der Presse hat meine Überzeugung bekräftigt von der unabdingbaren Notwendigkeit, die Letter in die Hand zu nehmen, ihren Körper gleichsam zu verinnerlichen, wenn Schrift und Drucken erfahren werden sollen (Goethe: Man versteht nur, was man selbst machen kann – oder so ähnlich). Die von Tschichold als miserable Anzeigen vorgeführten alten Beispiele mißfallen mir weitaus weniger als manche puritanischen oder affektierten Computer-Erzeugnisse. Zu den Drucken der Methusalem-Presse: Ein Programm habe ich nicht. Ich ergreife, was mich anmutet, was mir einleuchtet, was ich verehre, und zuweilen drucke ich auch was Eigenes. Begonnen habe ich mit Heraklit, und weil seine Fragmente daherkommen wie Prophetenwort, druckte ich sie in der großen Steinschrift; die gibt über eine Doppelseite ausgebreitet, ein wunderbares Bild. Bilder zur Zauberflöte folgten, alles großes Format, dann das schmale Schattenspiel und so fort bis zu dem kleinen Freund vom Mai dieses Jahres. Kleine Auflagen allesamt, zwischen drei und vierundzwanzig Exemplaren, bis auf wenige Ausnahmen gedruckt auf Eider-Werkdruck. Neben den Büchern eine Reihe von EinBlattDrucken, Blätter mit meist farbigen Holzschnitten und kurzen Texten. In den ersten Jahren habe ich selbst broschiert; später; bis heute, lasse ich binden, Fadenheftung, fester Einband, bedruckt oder mit originalem Marmorpapier bezogen. Als ich begann, habe ich ans Verkaufen nicht gedacht. Das hat sich geändert. Besonders freut es mich, daß meine Drucke komplett in Offenbach, in Wolfenbüttel und in der Bayerischen Staatsbibliothek sind. Auf meiner Retrospektive in Rosenheim im Mai dieses Jahres waren nur wenige Beispiele meiner Drucke zu sehen; jetzt hat sich das Klingspor-Museum für die ganze Presse geöHilet und für Proben meiner graphischen Versuche. Dafür sei ihm herzlich gedankt. |
Gesamtverzeichnis der in den Jahren 1979–1995 erschienenen 31 Pressendrucke (davon 2 ungezählte).