Georg Büchner: Lenz – Anton Watzl

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23. Druck der Edition Tiessen. 1982.

Mit 13 Holzschnitten von Anton Watzl.

Handsatz aus der 16p Original-Janson-Antiqua.
Umfang: 34 Seiten, 3 Blätter.
Format: 23,8 x 32,3 cm.
Inhalt: Büttenpapier Vélin d’Arches.
Einband: Mit einem Holzschnitt bedruckter fadengehefteter Pappband im Schuber.

Normalausgabe: Eins von 120 nummerierten und signierten Exemplaren (Gesamtauflage 180 Expl.).

Verlagsfrisches Exemplar.

 

»Ein loderndes Bild, wie eine Initiale eingesetzt. Ein grandioser Einstieg für den an seiner Zerrissenheit zugrunde gehenden Lenz.« (›Librarium‹)

»Anton Watzl (1930), der in Linz lebende Illustrator dieser Edition, wurde durch sein zeichnerisches Werk bekannt (u.a. eine in vielen Jahren gewachsene Sammlung von Portraits), in der letzten Zeit auch durch großformatige Holzschnitte. Büchners ›Lenz‹ ist sein erstes originalgraphisch illustriertes Buch. Der Verleger freut sich, mit Anton Watzl einen Holzschneider vorstellen zu können, der über eine ausdrucksstarke, materialtypische Handschrift verfügt, die sich durch Formenreichtum und Eigenständigkeit wohltuend abhebt von eben recht verbreitetem schlaffem Epigonentum. So sollten gerade die Freunde des mal wieder von Auszehrung bedroht scheinenden Holzschnitts aufmerken!« (Aus der Verlagsankündigung 1982)

»Den 23. Druck Ihrer Edition bekam ich in die Hände, welch ein herrliches Buch! Vor fast 150 Jahren schrieb Georg Büchner diese großartige Dichtung. Was heute so viele Autoren gerne möchten, die Gefährdung und Zerstörung des Menschen beschreiben, – Büchner hat es vor langer Zeit so unübertroffen getan. Er schaute in den tiefen Abgrund der menschlichen Existenz. Anton Watzl setzte zu Büchners Text Holzschnitte, deren Formen ganz vom Gehalt der Dichtung her bestimmt werden. Der Kern des Ganzen ist ja der Zerfall der geistig-seelischen Existenz eines Menschen. Watzl schnitt die seelischen Schattenbilder aus dem Innersten von Lenz in Holz. Sie bekamen Holzschnitte, die keine Illustrationen zu einzelnen Textstellen sind, der Künstler zeichnete Psychogramme des gequälten Menschen Lenz. Den feinsten Regungen spürte er noch nach. Diese formenreichen, ausdrucksstarken Holzschnitte Anton Watzls von heute zu einem Text von 1835 sind ein Glücksfall in der Buchillustration. Aus Text und Graphiken haben Sie dann ein Buch gestaltet, das für mich ein hervorragendes Stück moderner deutscher Buchkunst ist. Vor Kandinsky und seinem Buch ›Über das Geistige in der Kunst‹ waren solche ›Illustrationen‹ wohl nicht möglich. Zu Ihrem 23. Druck möchte ich Ihnen gratulieren.« (Christian Scheffler, ehemaliger Direktor des Klingspor-Museums für Buch- und Schriftkunst in Offenbach, in einem Brief an Wolfgang Tiessen, 1982)

 

Stimmen zu ›Büchner: Lenz‹ und ›Goethe: Prometheus‹:

Jürgen Eissen (Autor u.a. des Werkes ›Buchkunst in Deutschland‹) schrieb über beide Editionen: Welch glänzender Illustrator! Wie hat er es verstanden, die Leiderfahrung einer ganzen Epoche, Büchners eigentliches Thema, in die zu zerreißen gespannte Gestik seiner Figurinen zu übersetzen! Watzl dringt durch die Oberfläche zum Kern der Gedankenwelt Büchners vor. Ebenso Günstiges lässt sich auch über seine Holzschnitte zum Prometheus sagen. Sie ›umstieben‹ die Textseiten wie Feuerfunken, ›sekundieren‹ mit ihren Bildchiffren gleichsam die prometheische Tat und harmonieren den kühnen Metaphern des jungen Goethe. Bücher dieser Qualität sind geeignet, Maßstäbe zu setzen.

Kristian Sotriffer (Kenner der Graphikszene, Autor u.a. des Buches ›Die Druckgraphik. Entwicklung, Technik, Eigenart‹) schrieb über den ›Lenz‹: Seine Holzschnitte behalten ihre eigene Melodie, ihre entstofflichten Bewegungen neigen zu jener Autonomie, die sie so trefflich dazu geeignet erscheinen lässt, ein Stück Prosa ganz selbstverständlich zu begleiten. Ihr expressiv-lyrischer Charakter erzeugt schließlich jene Kongruenz zum Text, die von der herkömmlichen ›Illustration‹ meist nicht erreicht wird.

Dr. Elmar Hertrich (Bayerische Staatsbibliothek) äußerte sich folgendermaßen: Sie sind mit der Edition zweier von Watzl illustrierter Bücher einen ungewöhnlichen und gewagten Weg gegangen. Watzls ungegenständliche, aber gegenstandsnahe Holzschnitte sind Büchners ›Lenz‹, dieser grandiosen Studie über ein gespaltenes, der Umwelt entfremdetes und der Selbstauslöschung zustrebendes Dichterbewußtsein, sicher näher als es die Nachzeichnung einzelner Figuren und Szenen je sein könnte. Watzl eröffnet dem betrachtenden Leser einen Assoziationsspielraum, statt ihn illustrativ einzuengen und festzulegen. Seine Arbeiten sind der Tuschzeichnung verwandter als der Holzschnitt-Illustration in der Nachfolge des deutschen Expressionismus. Aber ihr samtiges Schwarz auf der körnigen Oberfläche des Velin d’Arches ist von einer sinnlichen Präsenz, wie sie kein anderes Medium hervorbrächte. Gegenüber den spannungsgeladenen und abweisenden Strukturen im ›Lenz‹ lassen die lockeren und weicheren Formen der Holzschnitt-Illustrationen, die Goethes ›Prometheus‹ ganz durchziehen und jede Doppelseite zu einer Text-Bildeinheit zusammenschließen, eher biomorphe, um nicht zu sagen pflanzlich-organische Züge erkennen. Der große Grad, in dem die Janson-Antiqua eingesetzt ist, verstärkt das Ineinander von Typographie und Holzschnitt-Ornament und verwandelt Goethes Rollentext in ein Schau-Gedicht.


Vier Presse-Stimmen

Nicht die kantigen Linien des Expressionismus bestimmen das Bild seiner Holzschnitte, sondern Zacken und Krüppelungen, Zeichen voll innerer Bewegung, geborstene Kontinente, Faserränder verborgener Eruptionen. Ein Buch-Erlebnis, an dem die Sinne, nicht nur der Verstand teilhaben. (Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt)

Watzl verdichtet seine Holzschnitte immer mehr, gestaltet Schwarzweißpsychogramme, die spannungsvolle Auseinandersetzungen mit dem Dichtergedanken sind. Er illustriert nicht lediglich einen Text, sondern schafft eine Ebene der meditativen Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen. (Oberösterreichische Nachrichten)

Seine Holzschnitte erläutern nicht den Text; sie begleiten ihn. Sie beschreiben den Text nicht; sie spiegeln Impressionen des inneren Auges. Sie erwarten meditative Versenkung. Sie erheben den hohen künstlerischen Anspruch, in der Vielfalt und Subjektivität das Ästhetische als ein Fundament jeder Äußerung, das Meditative als Ansatz jedes Gedankens zu erkennen und als Umraum zum berühmten Text zu akzeptieren. (Nordwest-Zeitung, Oldenburg)

Den geistigen Gehalt eines Wortkunstwerkes versteht Watzl in ausdrucksstarke Chiffren umzusetzen, weitab von den Traditionen des oberflächlich ›Illustrativen‹. In eigenwilliger Ambivalenz von dinglicher Erscheinungsform und skripturalem Symbolzeichen verdichtet sich die spirituelle Botschaft des Schriftstellers zu sinnlich mit dem Auge Fassbarem. (Wiener Zeitung)


Und so reagierten Kunden auf die beiden Editionen mit Holzschnitten von Anton Watzl:

Ihr ›Lenz‹ hat mir wegen der gelungenen harmonischen Abstimmung aller Gestaltungselemente ganz besonders gut gefallen. Format und Satzspiegel des Buches, die phantasievollen, dynamischen Holzschnitte und die Typographie haben sich zu einer idealen Einheit vereinigt. Watzl hat als Holzschneider seine eigene ›Formenstruktur‹, die gleichermaßen überrascht wie überzeugt. Eine sehr gelungene Arbeit, auf die ich das Däublersche Wort anwenden möchte: ›Es hat der Geist sein Gleichnis in der Form erkoren.‹ (F.S. über ›Lenz‹)

Die Expressivität des Holzschnitts als Stilmittel passt zu den Texten und wird mit Kraft und männlicher, doch in den Raum hinaus tragender Dynamik zur Entwicklung weiterführender Bildgedanken eingesetzt. Eine neue Schule des Holzschnitts könnte sich hier entwickeln. (R.U.)

Der ›Lenz‹ ist ein ›Wurf‹! Alles stimmt: Text, Typographie, Umschlag und die Holzschnitte! Sie zeigen in ihrer lapidaren Klarheit seelische Regungen und Tiefen, ungemein subtil gearbeitet, trotz aller Abstraktion auch gegenständlich zu sehen. Die ›Zerrissenheit‹ des Lenz wird hier potenziert deutlich. (M.D.)

Ich kann nur sagen, dass die Kraft dieser Schnitte, Ursprünglichkeit und ›unrealer‹ Realismus im Verhältnis zu dem, was gesagt wird, mich ungemein bewegt. (A.S. über ›Lenz‹)

Ich empfinde diese Illustrationen außerordentlich direkt und kräftig. Sie bilden mit dem Text eine gewisse höhere Einheit und ziehen mich sehr an. (M.K. über ›Lenz‹)

Für die Edition des ›Lenz‹ wäre zu sagen, dass die Holzschnitte die innere Zerrissenheit des Lenz in hervorragender Weise widerspiegeln und so die Wirkung, die vom Text ausgeht, noch verstärken. Für das Gedicht ›Prometheus‹ sehe ich diese ideale Wechselwirkung nicht in gleicher Weise. Hier sind die Holzschnitte wieder Bestandteil sui generis und müssen für sich selbst sprechen. Dennoch bin ich sehr davon angetan, wie gerade in dieser Edition Schriftbild und Holzschnitt kompositorisch auf einander bezogen sind. (G.G.)

 

»Die Holzschnitte von Anton Watzl erregten Aufsehen. Schon die ›Initiale‹ auf Seite 5: ›… Es drängte in ihm, er suchte nach etwas, wie nach verlorenen Träumen, aber er fand es nicht …‹ Oder die Schlußseite: ›… Lenz starrte ruhig hinaus, keine Ahnung, kein Drang; nur wuchs eine dumpfe Angst in ihm, je mehr die Gegenstände in der Finsternis sich verloren.‹« (Aus »Wolfgang Tiessen: Rückblicke auf meine Bücher und darauf, wie es zur Edition Tiessen kam.«)

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