Friedrich Hebbel: Aphoristische Unterhaltung mit mir selbst – Friedhard Kiekeben

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Aus den Tagebüchern.

68. Druck der Edition Tiessen. 1992.

Mit 6 Original-Radierungen von Friedhard Kiekeben.

Handsatz aus der 16p Original-Janson-Antiqua.
Umfang: 18 Blätter.
Format: 22,9 x 32,4 cm.
Inhalt: Büttenpapier Vélin d’Arches.
Einband: Blindgeprägter, fadengehefteter Pappband (von Gert Hoffrath) im Schuber.

Vorzugsausgabe: Eins von 25 nummerierten und signierten Exemplaren (Gesamtauflage: 99 Expl.) mit zusätzlichen Abzügen der Radierungen ohne Farbe auf ein kräftigeres Bütten.

Antiquarisches Exemplar (Schuber mit wenigen Fleckchen – Buch und Suite neuwertig).

 

Die zwischen 1835 und 1863 geführten Tagebücher waren für Hebbel ›Notenbuch‹ seiner Gedanken und Gefühle, aber auch (ein später oft benutztes) Magazin von Gelesenem und Plänen. Namentlich in seinen frühen, von Armut und Not geprägten Jahren waren sie oft über Wochen sein einziger Gesprächspartner. Hebbel erfasst die Widersprüchlichkeit des Lebens mit großer Scharfsichtigkeit. Dabei erkennt er im Dualismus das grundlegende Weltprinzip. Immer erblickt er im Ganzen der Natur und des Menschen zuerst Gegensatzpaare, die sich befehden. Diese Betrachtung der Dinge führt ihn zu außerordentlich prägnant formulierten Einsichten, die die geistige Urlandschaft erhellen, in der er denkt. Dabei scheut er sich nicht, der eigenen Wahrheit nüchtern ins Gesicht zu sehen. In die Tagebücher sind viele von Hebbels tiefsten Gedanken eingegangen. Er empfand sie als wesentlichen Bestandteil seines Gesamtwerks. Heute gilt dieses Dokument eines schweren, bewusst gestalteten Lebens als ein literarisches Denkmal ersten Ranges.

Friedhard Kiekeben, 1963 in Bad Nauheim geboren, studierte Philosophie und visuelle Kommunikation, befasste sich intensiv mit der Technik der Radierung und war Zeit Stipendiat des angesehenen Royal College of Art in London. Mit seinen Radierungen versucht Kiekeben einen assoziativen Dialog anzuknüpfen, der in die Tiefenschichten von Hebbels vielfältigen Aufzeichnungen vorzudringen trachtet. Das dualistische Prinzip ist in der progressiven Bildfolge des Buches ebenso angelegt wie in den zusätzlichen Blättern der Vorzugsausgabe. Die schwarz gedruckten Radierungen wirken ganz aus dem Dunkel heraus. In den von den gleichen Druckplatten gefertigten Prägeradierungen hingegen kommt das potentiell im Medium Radierung angelegte plastische Moment der bearbeiteten Metallplatte zum Ausdruck; sie sind ganz im Bereich des Lichts angesiedelt. Dem Betrachter erschließen sie sich allerdings erst bei einem bestimmten Lichteinfall.

Es scheint, dem hundertfünfzig Jahre später geborenen Künstler ist aus Geistesverwandtschaft eine beeindruckende Verführung des Lesers zum Dialog mit Hebbels tiefstem Innern gelungen.

 

»Wahrlich nicht leicht, eine Auswahl aus den umfangreichen Tagebüchern zu treffen, aber eine anregende Aufgabe. Hebbel und der Dualismus: zwischen geometrischer Rationalität und wildwuchernder Emotion schwankend verstehe ich die Radierungen von Friedhard Kiekeben.« (Aus »Wolfgang Tiessen: Rückblicke auf meine Bücher und darauf, wie es zur Edition Tiessen kam.«)
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