»Die Sphinx, ein Wesen voll mit Geheimnissen

Diese Zeilen sind kein Nachwort zu dem Dialog, in dem kein einzig Wort steht? Auch keine Erklärung zu dem, was ich da druckte. Nein, das alle nicht. Ich könnte auch alles lassen. Und der Betrachter könnte frank & frei sich sein Bild machen und sich seinen Dialog dazu einfallen lassen.

Wer sagt schon, was eine Sphinx sei. Ein Fabelwesen eben, aus unendlich früher Zeit herübergebracht. Überall in den frühen Kulturen gibt es Drachen, Greife oder die Sphinx. Wesen, bei denen einige Teile Tieren gleichen, groß sind sie, mächtig, beherrschend: die große Schlange, der Stier, der Adler, der Löwe.

Das frühe China kennt den Drachen, er ist dort immer noch unterwegs, heute ein fröhliches Wesen auf der Straße, im Theater. Oder zwischen den beiden Strömen, in Mesopotamien, hier waren mächtige Stiermenschen zuhaus, einige finden wir auf der Berliner Museumsinsel. Oder die riesigen Löwen vor den Pyramiden in Ägypten mit dem Kopf des Pharao, oder das weibliche Gegenstück, kleiner, im Griechischen, ein Wesen aus einer Frau mit Löwenkörper und Adlerflügel, wer kennt nicht ihr Rätsel, das mit den vier, zwei und drei Füßen? In der Türkei sah ich in einem kleinen Städtchen vor einem Museum, ich glaube, es war bei Didima, da reihten sich eine Sphingenversammlung, gegenüber war eine kleine Baumgruppe, jeder Baum war einem Philosophen gewidmet, die alle in diesem Dorf geboren wurden. Oder im Museum auf der Insel Delos – überall dort lernte ich sie kennen.

Und dann das liebreizende Parkpüppchen aus poliertem Marmor, hingelagert vor dem Loireschloß, rosenrot eingefaßt, oder in der Wiener Malerei? Ach was sind diese Ungeheuer so unendlich lieb!

All die könnten gemeint sein in diesem Dialog. Vielleicht. Meint Hermann Rapp.«